Glaube an Gott - neurowissenschaftlich betrachtet

Gottesglaube spiegelt sich im Gehirn wider

Johannes Pernsteiner

 

Persönliches Gebet entspricht Unterhaltung mit realer Person

 

 

 Gläubige Menschen besitzen eine Beziehung zu Gott, die derjenigen zu einem realen Menschen stark ähnelt. Zu diesem Schluß kommt der dänische Neuropsychologe Uffe Schjødt von der Universität Aarhus http://www.au.dk/en . Er beobachtete bei 20 gläubigen Christen, was sich während des persönlichen Gebets im Gehirn abspielt. Die dabei stattfindende Begegnung sei keineswegs mystisch, sondern real, so der dänische Forscher im Wissenschaftsmagazin New Scientist. Die Ergebnisse seien ein Beweis dafür, dass betende Menschen glauben, zu jemandem Realen zu sprechen, was sowohl für Atheisten als auch für Christen eine gute Botschaft sei. "Atheisten sehen ihre Ansicht bestätigt, dass alles Einbildung ist, während Christen es als Beweis für die Existenz Gottes werten", so der Studienleiter.

Die Versuchspersonen wurden mit der funktionellen Magnetresonanztomographie beobachtet, als sie ein freies Gebet formulierten. Um einen Vergleich zu erhalten, bat man die Probanden, Wünsche an den Weihnachtsmann zu richten. Der Unterschied war deutlich. "Der Weihnachtsmann wird als reine Fiktion erlebt, während man Gott als reales Gegenüber empfindet", so Schjødt. Im freien Gebet entwickelten die Probanden die gleichen Gehirnströme, die im Gespräch mit einer Person auftreten, der man eigene Gefühle, Motive und Meinungen zugesteht. Die Betenden versuchten auch abzuschätzen, wie das Gegenüber auf das Gesagte reagieren würde, und erinnerten sich an frühere Begegnungen. Der Weihnachtsmann rief hingegen dieselben Reaktionen hervor, die gegenüber unbelebten Objekten oder beim Computerspiel ausgelöst werden.

Nach welchem Schema ritualisierte Gebetsformeln folgen, wurde in einem zweiten Experiment erhoben. Man bat die Probanden das Vaterunser zu beten sowie in einem weiteren Schritt einen Kinderreim aufzusagen, den sie zuvor auswendig gelernt hatten. Hier konnten die Forscher im Gehirn keine Unterschiede feststellen. Sowohl bei der Gebetsformel als auch beim Kinderreim waren diejenigen Regionen aktiv, die für das Aufrufen gelernter Inhalte verantwortlich sind.

Der zuletzt 2008 erstellte Religionsmonitor http://www.religionsmonitor.com berichtet, daß 28 Prozent der Christen das Gebet für sehr wichtig halten, während es für 23 Prozent eine mittlere und für 47 Prozent eine niedrige Bedeutung hat. Auch wenn sie im Experiment dieselben Aktivitätsmuster hervorriefen wie ein auswendig gelernter Reim, hätten ritualisierte Gebetsformeln in der Glaubenspraxis ebenso Berechtigung wie das persönliche, frei formulierte Gebet, betont der Wiener Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner gegenüber pressetext. "Gegen ritualisierte Gebete per se ist nichts einzuwenden. Sonst müsste es auch falsch sein, 'Mutter' zu sagen oder 'Vater'. Was Kinder lernen, sitzt tief", so Zulehner.

Dem menschlichen Bedürfnis, die Reaktion des Gegenübers auch im Gebet abzuschätzen, seien jedoch Grenzen gesetzt. "Man kann Gott gar nicht einschätzen und abschätzen, mit einer Ausnahme - dass er 'die Liebe' ist. Aber wie kann man diese operationalisieren? Das gelingt weniger im Berechnen als im Vertrauen", so Zulehner. Das Gebet brauche vorerst gar keine Worte. "In der Auffassung der ostkirchlichen Mystiker ist es ein Atmen der Seele und eine Präsenz beim Geliebten." Worte könnten etwas von dieser Urhaltung zum Vorschein bringen, diese jedoch nie ersetzen. "Fehlt die Haltung, kommt - wie Jesus ätzte - heidnisches Geplapper heraus", so der katholische Theologe.

 


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Felix qui potuit rerum cognoscere causas  

 

 

Gemäß dem Vergilschen Motto bietet die Augustinus-Akademie ein Studienforum zur geistigen Neuorientierung, Vertiefung eigener Schwerpunkte und Erweiterung und Ergänzung vorhandener (Er-)Kenntnisse.  Viele Gelehrte sind angefüllt mit einer selbst erarbeiteten Wissenschaft, oft erweisen sie sich aber als ungeeignet, durch ihr Wissen einen besonderen Eindruck auf die Mitmenschen zu machen, also ihr Wissen adäquat weiterzugeben. Selbst Kult-Wissenschaftler Albert Einstein gehörte zu solchen. Als lehrender Professor an  der Vorgängeruni der Humboldt-Universität versagte er komplett. Es gibt nicht wenige Gelehrte, die ihr geistiges Werk für sich behalten oder es nur im kleinen Kreis präsentieren, sie gelten als "Privatgelehrte". Andere drängt es zur Arbeit am Schreibtisch und späteren Publikationen, von denen sich hier durch kleine oder größere wissenschaftliche Aufsätze einige wiederfinden. Im wissenschaftlichen Austausch kann es es anstehen, die Rede- und Lehrkunst zu erlernen. Vom stillen Leser und Lerner entwickelt man sich zum sozial denkenden Wissenschaftler, der in der Studiengruppe seine Position hat, Wissen weitergibt und annimmt. 

 

Ästhetik-Professor Bazon Brock findet eine ganz eigene Definition von "Akademie":

 

"Die Akademie ist der Versuch, eine Gemeinschaft zu bilden, die dem Academus entspricht, eine Akademie ist ein Zusammenschluß von Menschen, die sich in anstrengenden Zeiten, vornehmlich in Zeiten des Analphabetismus und der allgemeinen Zerstreuung durch kriegerische oder sonstige evolutionäre Prozesse wechselseitig garantieren, daß das, was sie tun, sinnvoll ist. Wir schreiben, wir malen, wir musizieren, wir komponieren und spielen Theater.

 

D.h. eine Akademie wäre ein Zusammenschluß von Menschen, die sich als Schreiber garantieren, daß das Schreiben einen Sinn hat, weil es Leute gibt, die es lesen: nämlich alle anderen Mitglieder der akademischen Gemeinschaft, denn das ist sehr sinnvoll, wenn wir zur Gemeinschaft des akademischen Typs gehören; dann übernehmen wir die Verantwortung dafür, daß Schreiben, Musizieren, Malen sinnvoll von den Malern, Schreibern, Komponisten betrieben werden kann, weil es Leute gibt, die lesen, betrachten, die zuhören und zwar wirklich auf der Ebene der Gleichwertigkeit  des Rezipienten zum Produzenten.

 

 Das hat eine sehr mäßigende und erzieherische Maßnahme, nämlich wenn wir 100 Akademiker in einer  Gemeinschaft hätten, dann könnte jeder Schreiber, um eine Seite zu publizieren nur die Möglichkeit, gelesen zu werden, einklagen, indem er 99 Seiten seiner Kollegen liest.

 

Es ist nur derjenige "Maler", der würdigt, was andere gemalt haben, sonst ist es sinnlos, Maler zu sein. Also sind Akademien heute dringender als je zuvor, Zusammenschlüsse von Leuten, die die Sinnhaftigkeit ihres eigenen Tuns in aller gutsinnigsten Weise begründet haben möchten: diejenige Vergesellschaftung, in der man sich gegenseitig Sinnhaftigkeit garantiert."

 

                     Prof. Dr. Bazon Brock: Kunst als unabdingbare Kritik an der Wahrheit, Vortrag vom 29. Januar 2014

                                                                                                  Bazon Brock ist Rektor der DENKEREI in Berlin SO36