Ikone der Landschaftsarchitektur: Peter Joseph Lenne´zum         150. Todestag

Peter-Joseph Lenne´zum 150. Todestag - Eine Berliner Spurensuche

 

Edelgard Richter 

 

 

 Peter Joseph Lenné kann durchaus als eine Ikone der Landschaftsarchitektur und Gartenbaukunst bezeichnet werden. Er wurde am 29. September 1789 in Bonn geboren und starb am 23. Januar 1866 in Potsdam, wo er mehrere weiträumige Gartenanlagen geschaffen hat.

 

Nach einer Gärtnerlehre und der Ausbildung zum Gartenbaumeister in Paris und einigen Studienreisen, die ihn in die Schweiz und nach Süddeutschland führten, nahm Lenné 1812 eine Stelle als Hofgärtner für die Parkanlagen des Schlosses Schönbrunn in Wien an. In Laxenburg, dem Sommersitz der Habsburger, gestaltete er die vorhandene Parkanlage zu einem englischen Landschaftsgarten um. Nachdem er einige Jahre die Gestaltung von Privatgärten übernommen hatte, bewarb er sich in Preußen.

 

Durch die Napoleonischen Kriege (1796-1815) waren die Parkanlagen in Berlin und Potsdam mehr oder weniger verwildert. Sie unterstanden damals dem Hofmarschall und Intendanten der Königlichen Schlösser und Gärten, der Lenné 1816 als Gärtnergehilfe einstellte. Zu dieser Zeit erteilte der preußische Staatskanzler Karl August Fürst von Hardenberg den Auftrag, auf seinen Besitzungen in Neuhardenberg und in Glienicke die Parks zu gestalten, was Lenné übernahm. Nachdem 1824 Carl von Preußen das Gut Glienicke gekauft hatte, konnte Lenné seine bisherigen Arbeiten dort fortführen.

 

Unter seiner Leitung wurde Potsdam dannn in den nächsten 50 Jahren zu einem einzigen großen Landschaftsgarten, was vor allem von König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) gefördert wurde. 1854 wurde Lenné vom König zum Generalgartendirektor aller königlich-preußischen Gärten ernannt.

 

Um seine Ideen der Gestaltung von Gärten und Landschaften zu verwirklichen, arbeitete Lenné unter anderem mit den Architekten Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius zusammen. Sein Hauptaufgabengebiet blieb jedoch die Gestaltung des Parks von Sanssouci, dennoch entstanden Anlagen nach seinen Entwürfen am Pfingstberg, an der Alexandrowka, der Pfaueninsel, im Park von Sacrow, am Böttcherberg und im Babelsberger Park, der aber auf Betreiben von Königin Augusta, der Gemahlin König Wilhelm I. von Preußen, durch Fürst Pückler-Muskau vollendet wurde.

 

Die Potsdamer Kulturlandschaft wurde 1990 zum Weltkulturerbe ernannt und steht unter dem Schutz der UNESCO.

 

Aber auch außerhalb von Preußen tragen zahlreiche Parkanlagen und Gutsgärten die Handschrift von Peter Joseph Lenné, was heutzutage nicht immer erkennbar ist, weil sie nicht gepflegt wurden. Unter seiner Leitung entstanden Parkanlagen am Schloss Liebenberg und Schloss Ludwigslust, der Lennépark in Frankfurt (Oder), die Kurparks in Bad Oeynhausen und in Homburg, um nur einige seiner Arbeiten zu nennen. Der Klosterbergegarten in Magdeburg war ebenfalls ein größeres Projekt außerhalb von Preußen., wie auch die Rheinanlagen in Koblenz und die Gartenanlagen an der Burg Stolzenfels.

 

Charakteristisch für Lenné waren die Sichtachsen, die einzelne Parkanlagen miteinander verbanden. Die Sichtachsen waren der Ausgangspunkt für Gartenflächen mit exotischen Gewächsen und verschlungene Wege.

 

Lenné war jedoch nicht nur als Landschaftsplaner tätig, sondern wurde von König Friedrich Wilhelm IV. mit der städtebaulichen Planung von Berlin beauftragt. So hat ihm Berlin den Bau des Landwehrkanals und des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals nach den Plänen des Oberbaurats Johann Carl Ludwig Schmid zu verdanken. Lenné gestaltete die Plätze Belle-Alliance (heute Mehringplatz), den Lustgarten, Leipziger Platz, Opernplatz (heute Bebelplatz), Hausvogteiplatz, Mariannenplatz und den Straßenzug Gneisenau- und Yorckstraße über Dennewitzplatz, Nollendorfplatz, Kleiststraße, Wittenbergplatz bis Zoologischer Garten. Der Zoologische Garten von Berlin, der Tiergarten und die Gartenanlage von Schloss Friedrichsfelde (heute Tierpark) entstanden ebenfalls unter seiner Leitung.

 

Bereits zu Lebzeiten erhielt Lenné zahlreiche Ehrungen: Straßen wurden nach ihm benannt, die Universität Breslau verlieh ihm die Ehrendoktorwürde, die Königlich Preussische Akademie der Künste ernannte ihn zum Ehrenmitglied, die Stadt Potsdam verlieh Lenné die Ehrenbürgerschaft, die Botaniker benannten nach ihm eine Magnolienart (Magnolia (soulangeana) lenneana).

 

 

Peter Joseph Lenné starb kurz vor Vollendung seines 50jährigen Dienstjubiläums. In Potsdam: Bornstedter Friedhof ist er würdig begraben.

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Felix qui potuit rerum cognoscere causas  

 

 

Gemäß dem Vergilschen Motto bietet die Augustinus-Akademie ein Studienforum zur geistigen Neuorientierung, Vertiefung eigener Schwerpunkte und Erweiterung und Ergänzung vorhandener (Er-)Kenntnisse.  Viele Gelehrte sind angefüllt mit einer selbst erarbeiteten Wissenschaft, oft erweisen sie sich aber als ungeeignet, durch ihr Wissen einen besonderen Eindruck auf die Mitmenschen zu machen, also ihr Wissen adäquat weiterzugeben. Selbst Kult-Wissenschaftler Albert Einstein gehörte zu solchen. Als lehrender Professor an  der Vorgängeruni der Humboldt-Universität versagte er komplett. Es gibt nicht wenige Gelehrte, die ihr geistiges Werk für sich behalten oder es nur im kleinen Kreis präsentieren, sie gelten als "Privatgelehrte". Andere drängt es zur Arbeit am Schreibtisch und späteren Publikationen, von denen sich hier durch kleine oder größere wissenschaftliche Aufsätze einige wiederfinden. Im wissenschaftlichen Austausch kann es es anstehen, die Rede- und Lehrkunst zu erlernen. Vom stillen Leser und Lerner entwickelt man sich zum sozial denkenden Wissenschaftler, der in der Studiengruppe seine Position hat, Wissen weitergibt und annimmt. 

 

Ästhetik-Professor Bazon Brock findet eine ganz eigene Definition von "Akademie":

 

"Die Akademie ist der Versuch, eine Gemeinschaft zu bilden, die dem Academus entspricht, eine Akademie ist ein Zusammenschluß von Menschen, die sich in anstrengenden Zeiten, vornehmlich in Zeiten des Analphabetismus und der allgemeinen Zerstreuung durch kriegerische oder sonstige evolutionäre Prozesse wechselseitig garantieren, daß das, was sie tun, sinnvoll ist. Wir schreiben, wir malen, wir musizieren, wir komponieren und spielen Theater.

 

D.h. eine Akademie wäre ein Zusammenschluß von Menschen, die sich als Schreiber garantieren, daß das Schreiben einen Sinn hat, weil es Leute gibt, die es lesen: nämlich alle anderen Mitglieder der akademischen Gemeinschaft, denn das ist sehr sinnvoll, wenn wir zur Gemeinschaft des akademischen Typs gehören; dann übernehmen wir die Verantwortung dafür, daß Schreiben, Musizieren, Malen sinnvoll von den Malern, Schreibern, Komponisten betrieben werden kann, weil es Leute gibt, die lesen, betrachten, die zuhören und zwar wirklich auf der Ebene der Gleichwertigkeit  des Rezipienten zum Produzenten.

 

 Das hat eine sehr mäßigende und erzieherische Maßnahme, nämlich wenn wir 100 Akademiker in einer  Gemeinschaft hätten, dann könnte jeder Schreiber, um eine Seite zu publizieren nur die Möglichkeit, gelesen zu werden, einklagen, indem er 99 Seiten seiner Kollegen liest.

 

Es ist nur derjenige "Maler", der würdigt, was andere gemalt haben, sonst ist es sinnlos, Maler zu sein. Also sind Akademien heute dringender als je zuvor, Zusammenschlüsse von Leuten, die die Sinnhaftigkeit ihres eigenen Tuns in aller gutsinnigsten Weise begründet haben möchten: diejenige Vergesellschaftung, in der man sich gegenseitig Sinnhaftigkeit garantiert."

 

                     Prof. Dr. Bazon Brock: Kunst als unabdingbare Kritik an der Wahrheit, Vortrag vom 29. Januar 2014

                                                                                                  Bazon Brock ist Rektor der DENKEREI in Berlin SO36