Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung fördert mit der Philipp Schwartz-Initiative verfolgte Wissenschaftler

Edelgard Richter

 

Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung hat mit Unterstützung des Auswärtigen Amts die Philipp Schwartz-Initiative gestartet. Mit diesem Programm sollen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen unterstützt werden, die in Deutschland Schutz suchen, weil ihnen in ihren Heimatländern Krieg und Verfolgung drohen.

 

Die Philipp Schwartz-Initiative soll deutsche Universitäten und Forschungseinrichtungen in die Lage versetzen, gefährdete ausländische Forscher für zwei Jahre bei sich aufzunehmen. Ab Sommer 2016 sollen bis zu 20 solcher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mittels Stipendien an Hochschulen und Forschungseinrichtungen gefördert werden, damit sie ihre Arbeit dort fortsetzen können.

 

Daneben wird im Zuge des Programms eine Plattform für den Austausch zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen zur spezifischen Situation gefährdeter Forscher entstehen. Dafür soll mit Informationsveranstaltungen, Konferenzen und Beratungsangeboten, unter anderem in Kooperation mit erfahrenen internationalen Partnerorganisationen wie dem Scholars at Risk Network und dem Scholar Rescue Fund des Institute of International Education, sensibilisiert werden.

 

Außenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte dazu: „Wir setzen uns dafür ein, dass Menschen in Not bei uns eine Perspektive erhalten. Dabei wollen wir auch ein wenig von dem einlösen, was andere Länder vor Jahrzehnten für deutsche Wissenschaftler im Exil möglich gemacht haben. In Konfliktgebieten wie zum Beispiel in Syrien geht es darum, wertvolles Forscherwissen zu erhalten, damit nach Ende des Konflikts der Wiederaufbau gelingen kann. Mit der Philipp Schwartz-Initiative investieren wir deshalb auch in die Zukunft dieser Länder“.

 

Enno Aufderheide, Generalsekretär der Humboldt-Stiftung, erklärte: „Forschende spielen als kritische Denker oft eine besondere Rolle bei der Bewältigung von Krisen. Sie können gleichzeitig aber wegen ihrer freien Meinungsäußerung in Gefahr geraten. Wir sind froh, dass wir unsere Philipp Schwartz-Initiative nun starten und ein sichtbares Zeichen der Rückendeckung für gefährdete Forscher setzen können. Dies machen uns die Unterstützung des Auswärtigen Amts und ein Schulterschluss mit privaten Stiftungen möglich, die uns schnell und flexibel ihre Unterstützung zugesagt haben“.

 

Die Zuwendungen des Auswärtigen Amts zur Finanzierung der Philipp Schwartz-Initiative werden durch private Zuwendungen ergänzt. Aktuell haben die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die Fritz Thyssen Stiftung, die Gerda Henkel Stiftung, die Klaus Tschira Stiftung und die Robert Bosch Stiftung Mittel in Höhe von gut einer Million Euro zugesagt.

 

Die Initiative ist nach dem Pathologen jüdischen Glaubens Philipp Schwartz benannt, der 1933 vor den Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen musste und die „Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland“ gründete. Die Alexander von Humboldt-Sitftung beabsichtigt, das Programm auch über die erste Förderrunde hinaus fortzusetzen und bemüht sich derzeit, zusätzliche mittel dafür einzuwerben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Felix qui potuit rerum cognoscere causas  

 

 

Gemäß dem Vergilschen Motto bietet die Augustinus-Akademie ein Studienforum zur geistigen Neuorientierung, Vertiefung eigener Schwerpunkte und Erweiterung und Ergänzung vorhandener (Er-)Kenntnisse.  Viele Gelehrte sind angefüllt mit einer selbst erarbeiteten Wissenschaft, oft erweisen sie sich aber als ungeeignet, durch ihr Wissen einen besonderen Eindruck auf die Mitmenschen zu machen, also ihr Wissen adäquat weiterzugeben. Selbst Kult-Wissenschaftler Albert Einstein gehörte zu solchen. Als lehrender Professor an  der Vorgängeruni der Humboldt-Universität versagte er komplett. Es gibt nicht wenige Gelehrte, die ihr geistiges Werk für sich behalten oder es nur im kleinen Kreis präsentieren, sie gelten als "Privatgelehrte". Andere drängt es zur Arbeit am Schreibtisch und späteren Publikationen, von denen sich hier durch kleine oder größere wissenschaftliche Aufsätze einige wiederfinden. Im wissenschaftlichen Austausch kann es es anstehen, die Rede- und Lehrkunst zu erlernen. Vom stillen Leser und Lerner entwickelt man sich zum sozial denkenden Wissenschaftler, der in der Studiengruppe seine Position hat, Wissen weitergibt und annimmt. 

 

Ästhetik-Professor Bazon Brock findet eine ganz eigene Definition von "Akademie":

 

"Die Akademie ist der Versuch, eine Gemeinschaft zu bilden, die dem Academus entspricht, eine Akademie ist ein Zusammenschluß von Menschen, die sich in anstrengenden Zeiten, vornehmlich in Zeiten des Analphabetismus und der allgemeinen Zerstreuung durch kriegerische oder sonstige evolutionäre Prozesse wechselseitig garantieren, daß das, was sie tun, sinnvoll ist. Wir schreiben, wir malen, wir musizieren, wir komponieren und spielen Theater.

 

D.h. eine Akademie wäre ein Zusammenschluß von Menschen, die sich als Schreiber garantieren, daß das Schreiben einen Sinn hat, weil es Leute gibt, die es lesen: nämlich alle anderen Mitglieder der akademischen Gemeinschaft, denn das ist sehr sinnvoll, wenn wir zur Gemeinschaft des akademischen Typs gehören; dann übernehmen wir die Verantwortung dafür, daß Schreiben, Musizieren, Malen sinnvoll von den Malern, Schreibern, Komponisten betrieben werden kann, weil es Leute gibt, die lesen, betrachten, die zuhören und zwar wirklich auf der Ebene der Gleichwertigkeit  des Rezipienten zum Produzenten.

 

 Das hat eine sehr mäßigende und erzieherische Maßnahme, nämlich wenn wir 100 Akademiker in einer  Gemeinschaft hätten, dann könnte jeder Schreiber, um eine Seite zu publizieren nur die Möglichkeit, gelesen zu werden, einklagen, indem er 99 Seiten seiner Kollegen liest.

 

Es ist nur derjenige "Maler", der würdigt, was andere gemalt haben, sonst ist es sinnlos, Maler zu sein. Also sind Akademien heute dringender als je zuvor, Zusammenschlüsse von Leuten, die die Sinnhaftigkeit ihres eigenen Tuns in aller gutsinnigsten Weise begründet haben möchten: diejenige Vergesellschaftung, in der man sich gegenseitig Sinnhaftigkeit garantiert."

 

                     Prof. Dr. Bazon Brock: Kunst als unabdingbare Kritik an der Wahrheit, Vortrag vom 29. Januar 2014

                                                                                                  Bazon Brock ist Rektor der DENKEREI in Berlin SO36